Warum Frau Bissinger nach siebzehn schönen Jahren unsere Schule verlässt
Interview von Julie Höll und Maja Fessner (Jg 1)
Welche Fächer unterrichten Sie und warum haben Sie sich gerade für diese Fächer entschieden?
Frau Bissinger: „Genau. Also ich unterrichte ja jetzt Deutsch, Französisch und Literatur und Theater. Ja, das ist eine längere Geschichte, warum ich mich für die Fächer entschieden habe. Also erst mal war ich mir gar nicht sicher, ob ich Lehrerin werde und hab auch was anderes studiert am Anfang. Diplomromanistik heißt das, das kann man in Mannheim studieren. Das sind romanische Sprachen kombiniert mit VWL und BWL und mit anderen Studienelementen. Dann hab ich gemerkt, dass mich Wirtschaft 0 interessiert und schon nach dem ersten Semester war mir klar, dass ich das nicht weitermachen will. Dann wusste ich aber durch die romanischen Sprachen, da hatte ich Französisch und Italienisch, dass ich die weitermachen will und dann dachte ich auf Lehramt vielleicht und dann Französisch, Italienisch und Mathe wollte ich dann. Weil Mathe mein Lieblingsfach in der Schule war. Und dann hab ich zwei Wochen Mathe studiert und gemerkt, das ist auch nichts. Weil das was ganz anderes ist als Mathe in der Schule. Ja und so bin ich dann zu Deutsch gekommen, weil nur Französisch und Italienisch ging nicht. Also ich musste noch ein Fach dazunehmen. Und so hatte ich schon mal die Fächer und Literatur und Theater gab’s da noch gar nicht als Fach, als ich angefangen und studiert hab. Das kam dann eher so, dass ich an der Schule dann die Theater-AG gemacht hatte und dann wurde das Fach eingeführt und dann hat mich der Herr Reisinger gefragt damals, ob ich mir vorstellen könnte, das auch zu unterrichten.“
Seit wann sind Sie hier an der Schule?
Frau Bissinger: „Ich glaub 2006. 17 Jahre, genauso alt, wie ihr seid.“
Wie war ihr erster Eindruck von der Schule und hat sich dieser bestätigt?
Frau Bissinger: „Also mein allererster Eindruck war sehr, sehr positiv. Erstmal schon die Lage fand ich total schön, so außerhalb. Also nicht in der Stadt, sondern im Grünen. Und dann waren da ja noch die Kühe auf der Weide und ich fand das total idyllisch und das Gebäude, das war ja auch damals ganz neu. Es war echt total schön, hierherzukommen. Ich kann mich noch genau dran erinnern, als ich das erste Mal hierhergekommen bin. Außerdem als ich dann ins Lehrerzimmer bin, waren dann auch ganz viele, die total nett und offen waren und auf mich zugekommen sind. Es war insgesamt eine richtig schöne Atmosphäre.“
Wo essen Sie sonst Ihr Pausenbrot? Neben wem sitzen Sie im Lehrerzimmer und wie sieht Ihr Platz aus?
Frau Bissinger: „Im Moment sitz ich grad neben der Frau Kuhnt. Ich muss zugeben, ich hab mir - also wir haben nur ganz kleine mini Plätze im Lehrerzimmer und ich hab mir ein Platz ergattert - also ich hab praktisch zwei Plätze. Weil ich brauch immer ganz viel Platz, um meine ganzen Sachen abzulegen. Und diese mini Plätze – oh Gott – ich find das total einengend und erdrückend.“
Waren Sie früher selber in der Theater-AG?
Frau Bissinger: „Nein! Und ich hab auch noch nie Theater gespielt. Ich bin auch überhaupt keine gute Schauspielerin. Das war tatsächlich in der Ausbildung für mich Überwindung. Am Anfang da so zu spielen oder auch, was ich ganz ganz schlimm find, ist vor Publikum zu singen. Und das muss man ja oft im Theater. Ich bin tatsächlich eher der Regie-Typ. Ich gehe ins Theater, ich kuck mir das gern an. Ich denk mir gerne Sachen aus, wie man das machen könnte, aber ich steh nicht gerne auf der Bühne. Aber ja, ich glaub ich bin ein Mensch, ich bin nicht so gerne im Mittelpunkt. Da passt das halt überhaupt nicht, wenn man so auf eine Bühne steht.“
Das ist ja jetzt ihr zweites Sabbatjahr. Was sind Ihre Pläne für dieses Jahr und was haben Sie letztes Mal gemacht?
Frau Bissinger: „Letztes Mal war ich in Südamerika. Da bin ich fast 10 Monate durch Südamerika gereist und das war wunderschön, also wirklich eine einmalige Erfahrung! Und jetzt muss ich sagen, bin ich viel weniger durchgeplant als letztes Mal. Ich habe auch noch keinen Flug gebucht oder so, aber ich möchte auf jeden Fall als Erstes nach Frankreich fahren und möchte das nochmal genießen. Dann war aber meine Idee auch nach Neuseeland zu gehen und dort viel zu wandern. Aber mal schauen… Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie dieses Jahr wird! Auch beim letzten Jahr wusste ich noch gar nicht, wie lange ich dort bleibe und habe mir das alles offen gelassen. Ich habe gedacht, dass ich vielleicht auch nach zwei Monaten wieder zurückkomme, weil ich denke, dass mir das jetzt reicht. Und dann ist es doch so eine lange Zeit geworden! Dieses Jahr möchte ich das auch wieder ein bisschen auf mich zukommen lassen. Ich richte mich danach, wie es sich gerade anfühlt und worauf ich Lust habe. Das ist ja auch das Schöne daran, wenn man ein Jahr lang diese Freiheit hat. Und das ist das, worauf ich mich am meisten freue. Mir geht es gar nicht darum, ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, sondern eher um dieses Freiheitsgefühl. Das ist einfach so toll!“
Dann haben wir jetzt auch unsere letzte Frage: Was würden Sie ihren Schüler:innen jetzt gerne noch mit auf den Weg geben?
Frau Bissinger: „Da muss ich jetzt erstmal überlegen… Also was ich auch für mich im Leben als wichtig empfinde ist, dass man auf sich und seine innere Stimme hört. Ich finde, dass das total wichtig ist, weil euch das alles vorgibt, was ihr braucht. Ihr habt alles in euch, ihr müsst nur darauf hören. Wenn euch also eine Situation ein schlechtes Gefühl macht, dann vertraut auf euer Gefühl! Und genauso andersrum: wenn sich etwas gut anfühlt, dann vertraut auch darauf, dass es gut für euch ist, auch wenn alle anderen euch etwas anderes sagen. Ich hoffe für euch, dass ihr das genauso entdeckt, wie ich es entdecken durfte!“