Europäische Asylpolitik – alles nur ein Spiel?!
12.07.2023, 7:40 Uhr: Alle Schüler und Schülerinnen der zehnten Klassen des Gymnasiums in Remchingen versammelten sich pünktlich in der Aula, um an dem von Frank Burgdörfer und dessen Kollegen geleiteten Planspiel zum Thema Asylrecht teilzunehmen.
Nachdem alle ihre Teilnahme mittels einer Unterschrift bestätigten, ging es für die 59 Schüler und Schülerinnen in den Universalraum, in welchem die beiden Herren von Polyspective aus Berlin den genauen Ablauf, sowie ihr Ziel näher erläuterten. Hierbei betonten sie, dass die Intention des Projektes sei, uns Politik näher zu bringen, indem wir den Ablauf eines entstehenden Gesetzesentwurfes und die darin inbegriffene Kommunikation zwischen Ministerrat und Parlament spielerisch in Form von einem Planspiel erarbeiten. Um dieses umzusetzen, durften alle ein Namensschild ziehen, auf welchem entweder eine Länderflagge oder eine Partei abgebildet war. Innerhalb der Schüler und Schülerinnen mit Länderflaggen entstanden so Teams aus zwei Personen, welche im fiktiven Ministerrat ihr Land vertraten. Die Parteien hingegen waren wie im echten Leben unterschiedlich groß und blieben im Universalraum, um das Parlament zu bilden. Außerdem wurden zwei Schülerinnen ausgewählt, welche die Rolle der Kommission einnahmen und somit die Brücke zwischen Parlament und Ministerrat darstellten. Nach der ganzen Gruppeneinteilung ging es auch schon los: Jeder Schüler und jede Schülerin machte sich mit Hilfe eines vorgegebenen Textes mit seiner Rolle vertraut und lernte somit die Sichtweise der zu vertretenden Partei oder des zu vertretenden Landes. Im Anschluss stellte die Kommission ihren Gesetzesentwurf vor, woraufhin das Parlament sowie der Ministerrat wieder in getrennte Räume gingen. Während der Ministerrat über den vorläufigen Gesetzesentwurf hitzig diskutierte, wählte das Parlament ihre Präsidentin. Im Anschluss kamen wieder alle zusammen, um sich von der Kommission, von welcher je eine Schülerin bei dem Ministerrat und eine Schülerin im Parlament anwesend war, die Wünsche der Länder vortragen zu lassen. Daraufhin stimmte das Parlament über den vorgelegten Entwurf ab und nahm Änderungen, wie beispielsweise die Aufnahme eines weiteren Artikels, vor. Der Ministerrat war hierbei anwesend, hatte jedoch erstmals kein Mitspracherecht. Erst als dieser sich wieder im privaten Raum und unter sich befand, gingen die Diskussionen erneut los. Obwohl die Schüler und Schülerinnen durchaus sehr heftig diskutierten, war stets ein freundlicher und respektvoller Umgang gegeben, was mit Sicherheit auch an dem zwei Schülern, die Spanien vertraten und gleichzeitig die Sitzung leiteten, lag. Nach etwa 40 Minuten und vielen Pro- und Kontradiskussionen versammelten sich alle 59 Schüler und Schülerinnen erneut im Parlament, wo die Kommission die Parteien über die Abstimmungen und deren Ergebnisse im Ministerrat informierte. Sie betonte außerdem, dass das Parlament zwar alle Änderungsvorschläge ablehnen kann, der Ministerrat dann aber sehr wahrscheinlich dem Entwurf nicht zustimmen wird, was bedeuten würde, dass die ganze Prozedur von vorne beginnen muss. Letzten Endes war das Parlament zwar kompromissbereit und übernahm ein paar Ansätze des Ministerrates, dessen endgültige Stimmen reichten dann jedoch am Ende leider nicht aus, sodass der Entwurf verworfen wurde. Zwar stimmten sechs der elf Mitgliedsstaaten zu, diese repräsentierten jedoch nur 59,5% der Bevölkerung, was die benötigten 65% knapp verfehlte und somit zum Verwurf führte. Nachdem der Versuch, einen sinnvollen Gesetzesentwurf zum Thema Asylrecht also gescheitert war, beteiligten sich alle Schüler und Schülerinnen am Aufräumen der beiden Räume, sodass im Anschluss noch Zeit für ein kurzes Fazit und Feedback war. Hierbei gab es meist positive Rückmeldung an die beiden Herren von Polyspective: Die Mehrheit empfand das Planspiel als eine sinnvolle Methode, den doch komplexen Ablauf eines Gesetzesentwurf greifbarer zu machen. Gleichzeitig hob sich das Projekt durch die aktive Mitgestaltung der Schülerinnen und Schüler vom normalen Unterricht ab, was hoffentlich dazu führt, dass der Ablauf eher im Kopf bleibt.
An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich bei Herrn Burgdörfer und seinem Kollegen, sowie Frau Krause, die wieder den Kontakt zwischen Polyspective, der Friedrich-Ebert-Stiftung und unserer Schule hergestellt hat, und uns damit die Chance gegeben haben, einen, wenn auch kleinen, Einblick in die Abläufe der Politik zu erhalten.
von Lea Sieb, Kl. 10a