Beide Deutsch-Leistungskurse besuchten die Leipziger Buchmesse
In den Tagen vor dem 27. April hieß es für uns Deutsch-Leistungskürsler der Elften: packen und Programm raussuchen, was das Zeug hält.
Mit großem Interesse und Vorfreude hatten wir Anfang des Schuljahres mit unseren Lehrerinnen Frau Krause und Frau Schneider-Kustos die Exkursion zur Leipziger Buchmesse geplant.
Da wir gerade Georg Büchners Woyzeck durchnehmen, hat sich gerade Leipzig als Verlagsstadt besonders geeignet, in der der historische Woyzeck am 27. August 1824 hingerichtet wurde. Noch dazu bietet die Stadt im Rahmen der Buchmesse das einzigartige Lesefestival „Leipzig liest“ an, wodurch wir 24/7 von dem umgeben waren, was uns als Deutsch-LKler begeistert: Literatur.
So standen wir also am Donnerstagmorgen gemeinschaftlich am Karlsruher Bahnhofsgleis und warteten auf unseren Zug, der uns nach Leipzig bringen sollte.
Nach einer Fahrt, die man mit einem Haufen Snacks, Lesen, Labern und Spielen gut überstehen konnte, sind wir 24 Schüler:innen mitsamt Lehrerinnen aus der Leipziger Bahnhofshalle geströmt.
Noch voll beladen machten wir im Sonnenschein Halt, um ein Kurzreferat über die Friedliche Revolution anzuhören.
Anschließend haben wir „Sleepy Lion“, unser Hostel für die nächsten drei Nächte, aufgesucht. Nachdem wir das Nötigste verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Der Fußweg vom Hostel zur bekannten Nikolaikirche war sehr kurz, sodass wir gleich für ein weiteres Referat anhalten konnten. Wir machten uns mit der Stadtmitte vertraut und landeten schlussendlich auf dem verzauberten Marktplatz vor dem alten Rathaus, worüber eine weitere Kurzpräsentation gehalten wurde. Hier erwartete uns eine Führung, die sich mit dem Fall Woyzeck beschäftigte. Bis diese losging, verbrachten wir unsere Zeit damit, die Preisverleihung zum „Preis der Leipziger Buchmesse“ auf der neben uns aufgebauten gigantischen Leinwand der Buchmesse zu verfolgen. Dann ging es los. Durch die Stadt schlendernd wurde uns an entscheidenden Orten Neues über den historischen Woyzeck erklärt. Die Führung endete im alten Rathaus mit einer Diskussion darüber, inwiefern Christian Woyzeck schuldfähig war. Nicht nur haben wir neues Wissen gewonnen, sondern auch den heutigen Bezug zu Woyzeck herstellen können, als wir über Femizide in Deutschland aufgeklärt wurden.
Von nun an war es uns Schüler:innen überlassen, wie wir den Abend ausklingen lassen wollen. Immerhin hatten wir gute viereinhalb Stunden Bahnfahrt hinter uns. Eine Gruppe entschied sich im Voraus dafür, das „Gipfeltreffen der G4 – Der Poetry Slam und Spoken-Word-Gipfel“ in der Diskothek des Schauspiels Leipzig zu besuchen. Dieser bildete unter anderem Teil des Lesefestivals „Leipzig liest“.
Der nächste Tag war von morgens bis abends für die Buchmesse reserviert. Hochmotiviert und gespannt sind wir in aller Frühe aufgestanden, um möglichst bei der Eröffnung des Messetags vor den Messehallen zu stehen. Die überfüllten Bahnen haben uns jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine Bahn nach der anderen fuhr uns vor der Nase weg, für eine so große Gruppe wie uns quasi chancenlos. So sind wir versetzt in unterschiedlichen Bahnen nach und nach auf dem Messegelände angekommen, das bereits um halb 11 von Scharen von Menschen gefüllt war. Das Gefühl, auf der Buchmesse zu sein, ist definitiv einzigartig. Überall Gewusel, viel zu sehen, viel zu hören, viel zu entdecken. Dass manche schon vorzeitig zurück zum Hostel gefahren sind, ist demnach verständlich. Wenn man sich aber erstmal an die Stimmung gewöhnt hat, konnte man besonders nach der Mittagszeit die Messe in ganzen Zügen genießen. Im neu initiierten Jugendcampus „UVERSE“ beispielsweise gab es einen Gebärdensprache-Workshop, der die nötige Ruhe geschaffen hat, die nach so einer (nach den Corona-Jahren ungewohnten) Menschenmenge wohltuend ist.
Auch hatten wir die Chance, unseren Lieblingspoetry-Slammern, darunter Benjamin Poliak, erneut zuzuhören und ein signiertes Buch zu bekommen. Zu Beginn der elften Klasse haben wir ihm in der Kulturhalle Remchingen gelauscht.
Wir sind von Halle zu Halle geströmt und haben eine Vielzahl an Ständen bewundert. In Halle 2 zum Beispiel konnte man in die Buchkunst und Grafik eintauchen und an den Ständen verschiedener Kunsthochschulen kreativ werden.
Nach 15.000 Schritten ging es um 18 Uhr zurück in das Stadtzentrum, wo wir in Gruppen die nächsten 5.000 Schritte des Tages abgelaufen sind. Leipzig bietet eine interessante Mischung aus alten Gebäuden und Gassen von historischer Bedeutung und gleichzeitig modernen Geschäften, in der man sich den ganzen Abend verlieren kann.
Samstag lässt sich in drei Worten beschreiben: Überfüllung, Musik und Kunst.
Zum einen war schon morgens spürbar, dass Tausende Helene Fischer Fans für ihre Konzerte in die Stadt gekommen sind, genauso wie die Fußballzuschauer, die auf das Spiel gegen Hoffenheim am Abend hinfieberten. Vereinzelt sind Schülerinnen auf Eigeninitiative nochmal auf die Buchmesse gegangen, um bei Signierstunden von Kindheitsautoren wie Tanya Stewner Autogramme zu sichern.
Um 15 Uhr trafen sich alle vor der eindrücklichen Thomaskirche. In dieser fand für die nächste Stunde eine Motette statt, die wir anhörten. Anschließend wurden weitere Referate über das Gebäude, als auch Johann Sebastian Bach, der in der Kirche begraben ist, gehalten. Ein wenig eingefroren von der Kälte in der Kirche verbrachte ein Teil die Freizeit gemütlich im Hostel, während andere bis zum Abendprogramm weiter die Stadt erkundeten.
Dieses fand im mit gigantischen Kronleuchtern geschmückten Beyerhaus statt. Beim sogenannten „Painted Slam - Topic Slam“ wurde auf kreative Weise das Gesprochene zeitgleich illustriert auf einer Leinwand projiziert. Dieses einzigartige Format hat uns Schüler:innen inspiriert, im nächsten Schuljahr etwas Vergleichbares auf die Beine zu stellen. Nach zwei Stunden purer Unterhaltung und Texten mit Tiefgang, haben wir uns mit all den neuen Eindrücken auf den Heimweg gemacht. Besonders magisch war es, im Dunkeln durch die Stadt zu spazieren und bei Straßenmusikant:innen für einen Moment anzuhalten.
Um noch ein letztes Mal Leipzig auszukosten, war der letzte Tag von unseren bereits zuhause vorbereiteten Referaten gefüllt. Wir sind von Ort zu Ort gelaufen und haben etwas über den Faust-Stoff, die Mädler-Passage und das Meißener Porzellan erfahren. Anschließend wurde uns hautnah von „Goethe“, also eigentlich Hanna mit Goethe-Pappmaske, vor seiner Statue bei der märchenhaften Alten Handelsbörse berichtet. Dann ging es zum Augustusplatz, dem Gewandhaus und der Moritzbastei, bei denen uns erneute Referate erwarteten. Im anliegenden Park haben wir passend zu einem Referat die Schiller-Statue gesucht.
Die Mittagszeit verbrachte jeder individuell, wobei wir in Gruppen verschiedene Museen in Leipzig aufsuchten. Zum Beispiel das Naturkundemuseum oder das Museum der ehemaligen Stasi-Zentrale „Runde Ecke“. Die Besuche waren sehr lehrreich und rundeten die Reise mit neuem Wissen ab.
Dann ging es schon zurück zum Hostel, wo unser Gepäck auf uns wartete.
Unser Zug zurück nach Karlsruhe kam gefühlt viel zu schnell. Die Zeit in Leipzig bleibt definitiv positiv in Erinnerung. Die Fahrt war nicht nur lustig und hat die Gemeinschaft gestärkt, sondern hat uns auch für ein verlängertes Wochenende in der Bücherwelt verschwinden lassen. Fest steht, dass Leipzig als Buchstadt einen Besuch wert ist und wir unbedingt zurückkehren wollen.
Der Text ist von Eva Haas, das Bild von Tina Schneider-Kustos