Gymnasiastin Julie Höll bei landesweitem Schreibwettbewerb ausgezeichnet
Remchingen (zac). Gelesen hat Julie Höll schon immer gerne – selbst an ungewöhnlichen Orten: Als Kind nahm sie ihre Lieblingsbücher ebenso gerne mit auf den Spielplatz wie in die Sporthalle. Selbst das Mittagessen konnte mal kalt werden, wenn die Schülerin aus Wilferdingen gerade an einer spannenden Stelle war. Dabei habe es sie schon immer fasziniert, selbst Geschichten zu schreiben. Dass es ihr am Talent nicht fehlt, stellte die 17-Jährige nun eindrucksvoll unter Beweis: Sie ist eine von 21 Preisträgern des diesjährigen „Landeswettbewerbs Deutsche Sprache und Literatur“ des Kultusministeriums Baden-Württemberg.
Immer wieder sei die Elftklässlerin des Remchinger Gymnasiums am Plakat in der Schule vorbeigelaufen, das im vergangenen Herbst auf den Wettbewerb aufmerksam machte. Deutschlehrerin Silke Krause gab im Rahmen einer GFS den letzten Motivationsschub, sodass sie sich mit dem fertigen Konzept über Winter immer wieder zum Schreiben an den Laptop setzte. Entstanden ist dabei eine 15-seitige Kurzgeschichte, mit der sich Julie sprachgewandt dem Wettbewerbsthema „Aufgebrochen.“ widmet. In gleich mehrfacher Hinsicht: Denn einerseits ist der von ihr erschaffene schnauzbärtige Dieter Kreikmeier nach einem wirtschaftlichen Ruin als Linienbusfahrer im öffentlichen Personennahverkehr tätig und mit seiner wackligen Kaffeetasse auf dem Armaturenbrett tagtäglich im Aufbruch. Gleichzeitig bricht die junge Autorin in ihrer dreigeteilten Geschichte ganz bewusst Klischees auf.
Davon gibt es genügend im Alltag des Busfahrers, der vermeintlich party-müde Gäste ebenso transportieren soll wie einen scheinbaren Ganoven und obendrein eine alte Dame, die seiner Meinung nach doch lieber im Heim ihr Gnadenbrot vespern sollte. Doch als der Busfahrer unterwegs einen medizinischen Notfall erleidet und alles anders läuft als geplant, erkennt nicht nur er selbst, sondern auch die Fahrgäste untereinander, dass zahlreiche Vorurteile eben nicht so zutreffen wie gedacht. „Auch in unserem Alltag erleben wir sehr viele Klischees in der Gesellschaft“, stellt Julie Höll fest, „Doch zum Glück gibt es auch immer mehr Menschen, die versuchen sich davon zu lösen oder Klischees entschieden entgegentreten.“
Der Ort, an dem Julie von ihrer Auszeichnung erfuhr, hätte übrigens passender kaum sein können: Mit dem Deutsch-Leistungskurs des Gymnasiums war sie im April auf Exkursion auf der Leipziger Buchmesse. „Ich stand gerade mit einer Freundin in der Schlange, um uns ein Autogramm von meiner Lieblings-Kinderbuchautorin Tanja Stewner zu holen, als mir meine Mutter eine Nachricht mit dem abfotografierten Brief schickte.“ Im Rahmen der Preisauszeichnung durfte Julie ein viertägiges Seminar für junge Schreibtalente im Kloster Heiligenkreuztal verbringen und jede Menge dazulernen. „Das war eine tolle kreative Blase“, freut sich die 17-Jährige, die auch schon mehrere Harry-Potter-Fanfiction-Texte im Internet veröffentlicht hat. Nachdem sie ein Praktikum in der Buchhandlung absolvierte, könnte sie sich ein Studium in den Bereichen Sprache, Literatur oder Geschichte vorstellen. Zumindets nebenher will sie dem Schreiben treu zu bleiben: „Autorin zu werden wäre natürlich ein Traum – aber die wenigsten können davon leben.“
Die Kurzgeschichte von Julie Höll ist im Internet unter registrierung.landeswettbewerb-deutsch.de in der Rubrik „Wettbewerb“ zu finden.
(Achtung beim Link: Wenn man nur landeswettbewerb-deutsch.de ei8ngibt, kommt man auf eine andere Seite. Der volle Link ist http://registrierung.landeswettbewerb-deutsch.de/wettbewerb/preistraegertexte2/preistraegertexte-2023/2023-thema-5 )
Schon immer gerne gelesen und geschrieben hat Julie Höll aus Remchingen. Mit einer Kurzgeschichte konnte die Gymnasiastin beim Landeswettbewerb „Deutsche Sprache und Literatur“ überzeugen. Foto: Zachmann