Besuch der sechsten Klassen in der Synagoge in Pforzheim
Von Mateo Hernández Pfrommer, Mara Hegmann, Lucie Peindl (6 a) und Gesa Razcek (6 c)
Der Eingang zur Pforzheimer Synagoge (Foto: M. Tinkl)
Am Montag, den 17. Februar 2025 sind die sechsten Klassen mit ihren Reli- und Ethiklehrern Frau Auch, Herrn Tinkl und Herrn Giebe sowie mit der Schulleiterin Frau Brenner nach Pforzheim gefahren. Am Hauptbahnhof angekommen, wurden die Klassen in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe ging direkt zur Führung in der Synagoge, unsere Gruppe nutzte ihren Weg zunächst, um „Stolpersteine“ anzuschauen. Das sind im Gehweg befindliche Steine, die an getötete oder geflüchtete Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Als Erstes zeigte uns Herr Tinkl vor einem Parkhaus sechs „goldene“ Steine, die im Boden eingebaut waren. Viele wunderten sich, warum wir vor einem Parkhaus standen, bis Herrn Tinkl uns aufklärte, dass das die sogenannten „Stolpersteine“ sind.
Im Zweiten Weltkrieg wohnten in diesem Haus Juden. Natürlich war das früher kein Parkhaus. Einer der getöteten Juden war Arzt und half im Ersten Weltkrieg und später im Siloah-Krankenhaus verletzten Menschen. Adolf Hitler war das egal, er schickte die Nazis los und befahl ihnen, die Juden in Güterwagons einzusperren und in einem Konzentrationslager zu töten. Da man heute noch an diese verstorbenen Menschen denken will, wurden vor ihrem ehemaligen Wohnhaus diese „Stolpersteine“ eingelassen. Geburtsdatum und Todestag sind auf ihnen eingraviert. Auf manchen Steinen ist zusätzlich auch noch der Ort, wo sie umgebracht wurden oder in welches Land sie geflüchtet sind, notiert. Wenn man in Pforzheim genau auf den Boden schaut, kann man bemerken, dass es viele Stolpersteine gibt, was meiner Meinung nach, sehr traurig ist.
Als Nächstes liefen wir durch die Sparkasse zu einem normalen Platz. Bei genauem Hinschauen erkannte man ein Schild, auf dem PLATZ DER SYNAGOGE stand. Zuerst wunderten wir uns, bis jemand sagte, dass hier früher mal die Synagoge stand und von Nazis 1938 zerstört wurde. Dazu zeigte uns Herrn Tinkl dann auch noch Bilder.
Im Thoraschrein werden die Thorarollen aufbewahrt (Foto: M. Tinkl)
Die Gemeinde, die in der Synagoge tätig war, hatte zunächst kein Gebetshaus mehr und traf sich nach 1945 in Privathäusern, um zu beten. Nach vielen Jahren bekamen sie ein großes Haus an der Enz, neben dem Hebel-Gymnasium. Dieses Gebäude war früher eine Bank und sah deshalb von außen ganz normal aus. Schließlich ging es endlich in die aktuelle Synagoge, wo uns ein Wachmann hereinließ.
In der Garderobe mussten sich alle Jungs eine Kippa aufziehen, das ist eine jüdische Kopfbedeckung. Sie wird aus Respekt getragen und soll symbolisieren, dass Gott über den Menschen steht. Wer das nicht mochte, konnte seine eigene Mütze tragen. Von innen sah die Synagoge sehr prächtig aus. Die bequemen Sessel der Synagoge hatten Fächer, in denen sich manchmal eine Bibel und ein Gebetsschal befanden. Wir lauschten Frau Tal und stellten ihr Fragen.
Im Gebetssaal zeigte uns Frau Tal die kostbaren Thorarollen der Gemeinde. Eine Synagoge ist erst dann eine Synagoge, wenn es eine Thorarolle gibt. Die Pforzheimer Gemeinde hat sieben Stück in ihrem Thoraschrank. Leider waren aber nur zwei davon gültig. Sie erzählte uns, dass sie handgeschrieben sein müssen und dass eine Person dafür ein Jahr braucht. Sobald ein Buchstabe unleserlich ist, ist sie nicht mehr gültig und man versucht, sie zu reparieren. Klappt die Reparatur nicht, wird die Rolle auf einem Teil des jüdischen Friedhofs „begraben“ und 40000 € sind weg. Dadie Thorarollen sehr wertvoll und heilig sind, darf man sie nicht anfassen. Zum Lesen benutzt man einen Zeigestab, den Jad. Frauen dürfen die Rollen nicht einmal aus dem Thoraschrank holen.
Auch Sechstklässler freuen sich über eine Spieleecke (Foto: M. Tinkl)
Männer und Frauen sitzen getrennt in einer Synagoge, da Frauen sich oft um ihre Kinder kümmern und daher nicht erscheinen oder sich dem Gottesdienst später zuwenden. Die Männer sollte dies nicht stören. In Pforzheim sitzen die Frauen auf einer Empore. Dort gibt es auch eine Spielecke.
Auf dem Weg dorthin entdeckten wir eine Wand, auf der Plakate von Menschen sind, die im Gazastreifen entführt oder ermordet wurden. Wir waren alle bestürzt. Heute werden Juden leider oft beleidigt und geärgert. Am Ende durften wir noch Fotos von der Synagoge machen.
Betroffenheit beim Anblick der Geisel-Fotos (Foto: M. Tinkl)
Eine erfreuliche Sache erzählte uns Frau Tal auch noch: dass nämlich bald mit dem Bau einer neuen Synagoge begonnen wird. Das benachbarte Gebäude, das dafür abgerissen wird, durften die Kinder der Gemeinde mit Graffiti ansprühen.
Wir verabschiedeten uns von Frau Tal und jeder spendete noch etwas an die jüdische Gemeinde.
Obwohl wir schon viel aus dem Unterricht wussten, war der Besuch sehr interessant. Viele der Schüler fanden, dass dies ein sehr toller und spannender Ausflug war.
Das sagten einzelne Schülerinnen und Schüler:
„Die Synagoge war sehr gemütlich.“
„Die Kippas fand ich cool.“
„Ich fand es erstaunlich, dass man mittlerweile Security braucht, um die Synagoge zu beschützen.“
„Ich fand es nicht sehr schön, dass die alte Synagoge abgebrannt ist.“
„Frau Tal hat uns alles sehr ausführlich und gut erklärt.“
„Ich hätte gerne noch gewusst, warum Frauen im Judentum nicht so viel dürfen.“
„Ich fand es interessant, dass die Synagoge in einer alten Bank ist.“