Die Jahrgangsstufe 9 macht eine Exkursion ins ehemalige KZ Vaihingen
Am 22.05.2023 fuhren wir, die gesamte 9. Klassenstufe, mit unseren Lehrer*innen nach Vaihingen, um uns dort das ehemalige Konzentrationslager und die Gedenkstätte anzusehen.
Durch den Deutsch-, Geschichts- Ethik- und Religionsunterricht waren wir schon gut mit Wissen vorbereitet, sodass wir uns schon im Voraus ein grobes Bild machen konnten.
Als wir nach einer recht kurzen Bahnfahrt in Vaihingen angekommen waren, mussten wir nur noch ein paar Meter laufen und dann waren wir auch schon da. Nachdem wir in drei Gruppen aufgeteilt worden waren, begannen die Führungen. In einem Seminarraum wurde uns eine Karte mit allen Konzentrationslagern im „Deutschen Reich“ gezeigt. Außerdem wurde uns erklärt, dass das KZ erst 1944 in der Nähe von Vaihingen an der Enz im unteren Glattbachtal angelegt worden war, wo etwa 500 Meter talabwärts bereits ein Zwangsarbeiterlager mit der Bezeichnung „Wiesengrund“ bestand. In einem anderen Teil des Museums, in dem durch Ehrenamtlichen geführt wird, konnten wir eine Arbeitsuniform eines Häftlings begutachten, die aus einer dünnen Hose, einem kleinen Hemdchen und Holzschuhen, die die Häftlinge das ganze Jahr über barfuß tragen mussten, bestand. Daran konnten wir schon erkennen, wie schlecht und unmenschlich die Lebens- bzw. Arbeitsbedingungen für die Häftlinge dort waren. In einem von den Häftlingen errichteten Bunker in einem Felsen konnten wir uns ein Bild der körperlich sehr anstrengenden Arbeit machen. Zudem erfuhren wir, dass es für die ca. 1.700 Häftlinge nur zwei „Waschbecken“ gab, an denen sie sich äußerst spartanisch waschen konnten. In der sogenannten „Halle“ sahen wir Fundamente der ehemaligen Wasch- und Entlausungsräumlichkeiten für das Ende 1945 errichtete „Krankenlager“, in dem die ehemaligen Häftlinge zwar nicht mehr arbeiten mussten, jedoch bei vollkommen unzureichender Ernährung in den ungeheizten Baracken ihrem Schicksal überlassen wurden. Der deutsche Lagerarzt zeigte kein Interesse an ihrem Zustand. Immer wieder kamen neue Transporte mit Kranken nach Vaihingen. Doch als am 16. Februar mit einem Transport aus Haslach Flecktyphus eingeschleppt wurde, brach eine Epidemie aus, die bis zu 33 Tote pro Tag forderte und das KZ Vaihingen in ein Todeslager verwandelte. Zum Schluss gingen wir auf den Friedhof, auf dem wir erfuhren, dass dort die nicht identifizierbaren Häftlinge begraben sind.
Die Schüler*innen waren schockiert, bewegt und überwältigt zugleich: „Es war sehr eindrucksvoll, noch einmal die Menschen auf ihrem Weg verfolgen zu können und zu sehen, wie alles abgelaufen ist. Obwohl wir uns natürlich im Unterricht damit beschäftigt haben, war es etwas ganz anderes, das Leid der Menschen wirklich zu sehen. Ich fand es sehr wichtig, dass uns allen noch in Erinnerung gerufen wurde, dass alle Menschen, die dort ihr Leben verloren haben, nur Menschen waren, wie wir alle, mit Gefühlen, Träumen und Wünschen, Menschen, die geliebt haben und gehofft haben, jemals wieder ein für uns normales Leben zu führen“, so eine Schülerin.
Wir fanden es wichtig, diese Erfahrungen sammeln zu können, um die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, da so etwas Schreckliches nie wieder passieren darf.
Text von Renée Goblirsch und Lilian Bischoff
Foto: Katharina Heiderich